Triumphale Reise durch Franken

CD Rezension

Ludwig II. reiste viel umher, um sich Ereignisse, Gegenden und Baustile anzuschauen – in Gedanken und mit Hilfe von Büchern, Zeitungsberichten und Bildern.
    
In der Tat unterschied sich der bayerische Monarch allein durch seine Unlust am aktiven Verreisen von seinen zahlreichen „Amtskollegen", die zwecks Konferenzen, Einweihungen, Verwandtenbesuchen, Kuren etc. regelmäßig auf Achse waren.

So können wir die wenigen tatsächlichen Reisen Ludwigs II. nach Frankreich, in die Schweiz, in deutsche Länder und in seinem eigenen Königreich an eineinhalb Händen abzählen. Kein Wunder, dass jeder einzelnen Reise alleine deswegen besondere Aufmerksamkeit zukommt, um den Anlaß zu erfahren, der den König zum Verlassen seiner gewohnten Umgebung und zum Kontakt mit fremden Menschen(massen) brachte.

Aus historischer Sicht bedeutend für die gesellschaftliche und politische Zukunft des Königreichs Bayern war die rund einmonatige Fahrt König Ludwigs durch die fränkischen Kreise nach dem verlorenen Krieg gegen Preußen im Jahre 1866. Es war eine etwas heikle Angelegenheit: Nicht nur gehörten die Franken erst seit rund sechs Jahrzehnten zum Königreich Bayern, sondern auch der Krieg gegen Preußen hinterließ vor allem in den fränkischen Gebieten immense Schäden, Verluste und Leid in der Bevölkerung.

Ludwig II. mußte also darum bemüht sein, die Bindung der fränkischen Regierungsbezirke zum Gesamtstaat zu stärken und in seiner Person für alle deutlich die Einheit zu festigen.

Kurz und gut: Es ist ihm gelungen, da die Bevölkerung den Monarchen begeistert empfing und schier beglückt von seiner Anwesenheit war.

Sandra Borkowsky (Gestaltung) und Erich Adami (Texte) haben sich nun dieser Reise und der zeitgenössischen Reaktionen darauf detailliert und mit viel Aufwand angenommen.

In mehreren Kapiteln werden für den Leser bzw. Betrachter der CD-ROM rund dreißig Tage lebendig vermittelt, die ohne Frage zu den Glanzpunkten des politischen Ludwig zählen. Dabei steht der Text im Vordergrund. Illustrierendes und erläuterndes Bildmaterial ist teilweise durch farbliche Hervorhebungen im Text abzurufen. Auch wenn das Interesse an mehr Abbildungen der handelnden Personen groß ist, so ist es wohl der Quellenlage geschuldet, dass dies nicht realisiert werden konnte. Ohnehin ist den Herausgebern für die große Mühe zu danken, passendes Bildmaterial recherchiert zu haben.

Der Text basiert vor allem auf einer zeitgenössischen Publikation, einem Buch von Hans-Max von Aufsess aus dem Jahre 1980 und der jüngsten Zusammenfassung durch Hans F. Nöhbauer in „Auf den Spuren König Ludwigs II. Ein Führer“ (zweite Auflage 1995). Zusätzlich haben Borkowsky und Adami aus Zeitungen aus dem Jahre 1866 höchst interessante Details zu Tage befördert und in ihre „Triumphale Reise durch Franken" (so der Titel der CD-ROM) passend - und teils amüsant zu lesen - eingebaut.

Dabei wird aber ein Lapsus der Arbeit offenbar: Die Quellen der angegebenen Zitate sind nicht immer vermerkt (s. 1. Tag, Abfahrt) und auch vermengen sich Zitate mit eigenen Texten. So kommt ein Konglomerat von Sprachstilen zustande, der mit einer genaueren und korrekten Kenntlichmachung vermeidbar gewesen wäre. Überhaupt wird mit eigenen Bewertungen und Einordnungen der Ereignisse durch die Autoren gespart.

Der grundsätzliche Wert dieses Kompendiums wird dadurch nicht geschmälert, ist diese CD-ROM doch die erste detaillierte Zusammenstellung von verfügbaren Informationen über die Frankenreise Ludwigs II. von Bayern, die auch optisch allen Ansprüchen genügt.

Es ist den Autoren zu wünschen, daß ihre höchst lobenswerte und für jeden Ludwig-Freund unverzichtbare Arbeit schnelle Verbreitung findet, um in einer zweiten Auflage die o.g. Inkorrektheit sowie einige wenige inhaltlichen Irrtümer (z. B. „amtierender Verkehrsminister Graf Holnstein", „Ostbahnhof") zu ändern.

© 2003 Marcus Spangenberg, Regensburg