Meilensteine

1976

Der Junge, der auf dem Rand des Brunnenbeckens sitzt, bin ich: 1976 beim ersten Urlaub in Oberbayern. Niemand konnte damals ahnen, welche Folgen der Besuch von Schloss Linderhof haben würde. Von nun an wurden alle Sommer- und Winterferien in Oberbayern verbracht (bis 1985).

1981

Zugegeben, die bis heute nicht restlos aufgeklärten Umstände, wie König Ludwig II. von Bayern 1886 ums Leben kam, haben mich als Kind fasziniert. In den ersten Jahren, in denen ich mich mit dieser Person befasste, wollte ich ebenso zur Aufklärung beitragen wie schon so viele vor mir und überaus viele Personen bis heute. Doch im Jahr 1981, als mein Vater mich beim Gedenkkreuz im Starnberger See fotografierte, wurde mir endgültig klar: Viel spannender sind das Leben, Denken und Wirken des Königs und die von ihm errichteten und geplanten Bauwerke. Das Forschen um die Todesumstände überlasse ich anderen.

1986

Meine Eltern unterstützten mich von Anfang an auch bei meinem „Hobby“ Ludwig II. So erreichte mein Vater, dass ich 1986 einige Tage schulfrei bekam, um an den zahlreichen Veranstaltungen zum 100. Todestag Ludwigs II. teilnehmen zu können. So auch hier beim Trubel an der Votivkapelle am Starnberger See.

1987

Dass es mich direkt nach dem Abitur zum Grundwehrdienst zur Marine zog, war vorherzusehen: Mein Vater war dort sehr lange, mein Großvater ebenso. Die 15 Monate in Eckernförde und Flensburg wirken bis heute positiv nach, insbesondere in Freundschaften, die seit 1987 bestehen.

1989

Der aufmerksam lauschende Mann neben mir in Perugia ist Professor Jörg Traeger (†), Ordinarius für Kunstgeschichte an der Universität Regensburg. Er war nicht nur mein „Magister-Vater“ („Der Thronsaal von Schloss Neuschwanstein“), bei ihm durfte ich auch als „HiWi“ und „WiWi“ tätig sein. Mein Studium von 1989 bis 1996 ist von ihm als Hochschullehrer geprägt.

1994

Im Museum Ostdeutsche Galerie, heute Kunstforum Ostdeutsche Galerie, war ich im März 1994 der erste Student, der – neben den festen Beschäftigten des Kunstmuseums – Führungen anbot. Aufgrund des Erfolges weitete sich das Angebot schnell aus, zeitlich und auch auf den Kreis meiner Mitstudierenden. Später durfte ich mich einige Jahre als Schatzmeister bzw. Zweiter Vorsitzender des Vereins der Freunde und Förderer für das Museum engagieren.

1998

Im März 1998 wurde ich erstmals angefragt, eine Einführungsrede zu einer Kunstausstellung zu halten. Die Sparkasse Pfaffenhofen war eine bedeutende Kulturförderin, die dank fachlicher Expertise des Künstlers Josef Kroha weit über den regionalen Tellerrand blickte. Der Schwede Pontus Carle (www.pontuscarle.com) und seine Gemälde waren mein erstes „Experimentierfeld“ als öffentlicher Redner. Die Zusammenarbeit mit der Sparkasse ging über viele Jahre und Reden.

1999

Das Gefühl, das erste selbst verfasste Buch in Händen zu halten, ist unglaublich. Sehr glücklich war ich, als drei Jahre nach der Magisterarbeit deren gekürzte Version im Juni 1999 an die Öffentlichkeit trat, in einer deutschen und in einer englischen Version. Diese Publikation bereitete den Weg für einige Bücher mehr …

1999

Dass ich knapp ein Jahr nach meiner ersten Rede selbst Mitarbeiter einer Sparkasse werden würde, war kaum abzusehen. Alle Freunde sahen mich eher als Lektor oder Museumskurator. Zu meiner großen Überraschung waren es die kommenden fast 15 Jahre nicht nur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, die mich auf Trab hielten, sondern eine der größten Unternehmens-Kunstsammlungen. Das nutzte ich gleich im Herbst 1999 für eine Ausstellung von Graffitis auf Leinwand – der ersten in der Region Regensburg.

2004

Unverhofft wurde ich im Februar 2004 von meiner Pressesprecher-Tätigkeit bei der Sparkasse freigestellt, um für einige Monate in derselben Funktion das Team zu unterstützen, das Regensburg zur „Kulturhauptstadt 2010“ führen sollte. Daraus wurde zwar nichts (Essen mit dem Ruhrgebiet machte das Rennen), doch die fachlichen wie menschlichen Erfahrungen sind als großer Schatz in meinem Leben dauerhaft verankert.

2005

Eine unglaubliche, weitreichende und zutiefst berührende Erfahrung verdanke ich Ikuko Matsumoto. Die Japanerin, die ich einige Jahre zuvor mit ihrer Reisegruppe durch München führen durfte, kam auf die Idee, dass ich Vorträge über Ludwig II. und seine Schlösser in Japan halten könnte – mit ihr als Übersetzerin. Im Oktober 2005 fanden alle ihre Mühen und Anstrengungen reiche Ernte. Am stärksten war wohl ich bereichert: von der Gastfreundschaft und einem großartigen Land.

2006

Dass meine Beschäftigung mit Ludwig II. und seinen Schlössern zu Kontakten mit zahlreichen interessanten Menschen führt, begeistert mich immer wieder aufs Neue. Etwas Besonderes ist es jedoch, eines der namhaftesten Künstlerpaare auf dieser Welt mit dem Bayernkönig und seinen Schlössern vertraut zu machen: Emilia und Ilja Kabakov waren (hier mit Ikuko Matsumoto) im September 2006 im Park von Schloss Linderhof ganz Ohr.

2007

Von Gutem kann man nicht genug bekommen. Euphorisiert von den Erfahrungen zwei Jahre zuvor, unternahmen Ikuko Matsumoto und ich im Herbst 2007 eine zweite Vortragsreise durch Japan. Dieses Mal blieb mehr Zeit, um das Land und seine Kultur kennenzulernen. Dankbar bin ich vor allem für die privaten Kontakte und Einladungen – und für die sehr große Ehre, bei Gifu aktiv an einer Zeremonie zum Pflanzen von Kirschbäumen teilzunehmen.

2009

Einer der Japan-Reisenden im 19. Jahrhundert war der Franzose Hugues Krafft. Im September 1886 gehörte er dann zu den ersten ausländischen Touristen, die die Schlösser Ludwigs II. besuchten. Er verfasste darüber einen Reisebericht und erwähnte selbst aufgenommene Fotografien. Neugierig geworden – und dank der großartigen (Übersetzungs-)Hilfe meines Partners Sacha Wiedenmann – wurde ich im Musée Hôtel Le Vergeur in Reims fündig.

2010

Herbst 2007: Der kunstvoll aufgehäufte Chrysanthemenblüten-Salat war mit Genuss verspeist, der auf italienische Art gewürzte, in dünne Scheiben geschnittene frische Thunfisch ebenso. Dem Abendessen im großen und alten Haus von Antje Gummels und Kiro Uehara bei Niigata schloss sich sehr bald ein Kunsterlebnis an – und mein Vorhaben, die soeben von Kiro quasi aus dem Nichts gezeigten Collagen in Deutschland zu zeigen. Die Städtische Galerie im „Leeren Beutel“ in Regensburg war 2010 bereit dafür. Mehrere Sommer-Monate faszinierte „Surrealismus in Ost und West – Kiro Uehara und Max Ernst“, inklusive eines „Japan-Tages“.

2011

Das Jahr 2011 hatte es in sich. Mehrere Veröffentlichungen feierten ihre Geburt, Vorträge gab es im 125. Todesjahr Ludwigs II. zu halten und andere Veranstaltungen galt es zu besuchen. Da machte es das „Kraut nicht fett“, noch eine Ausstellung mit Begleitband (Aufsätze und Katalog) anzufügen: Am 25. Mai 2011 eröffnete „Ludwig II. – Tod und Memoria“ in der Staatlichen Bibliothek Regensburg. Aufgrund des großen Zuspruchs wurde sie sogar bis zum 2. September verlängert.

2011

Mit seinem Partner zusammen eine Entdeckung zwischen zwei Buchdeckel zu bringen und die breite Öffentlichkeit an Text und Fotos von 1886 teilhaben zu lassen, ist ein ganz, ganz tolles Gefühl. Wir sind immer noch sehr stolz auf dieses Buch, trotz aller Herausforderungen, die damit verbunden waren. Und das Beste: Seitdem wurden noch mehr Fotos von Hugues Krafft entdeckt und in Ausstellungen gezeigt (u. a. in „Königsschlösser und Fabriken – Ludwig II. und die Architektur“ im Architekturmuseum der TU München).

2012

Ein festliches Essen in sehr freundschaftlicher Atmosphäre ... Damit endete am 12. Januar 2012 die Eröffnung der Ausstellung „1886. Sur les traces de Louis II, roi de légende : Hugues Krafft en Bavière“. Es war im Musée Hôtel Le Vergeur in Reims ein wunderbarer Tag, an dem Ludwig II. öffentlich für einen Monat nach Frankreich zurückkehren durfte. Dank der Fotografien von Hugues Krafft und dank Josy und Alain Cottez, Président Société des Amis du Vieux Reims, die die Präsentation nach dem Buch von Sacha Wiedenmann und mir anschaulich verwirklichten.

2013

Ohne zu übertreiben, die Sonderführung „Sonnenkönig und Schneerahmtörtchen“ ist seit seinem Start im August 2013 ein Dauerbrenner. Wenn nicht grad Pandemie ist, erkunde ich zusammen mit jeweils 50 Teilnehmern einmal jährlich das Schloss Herrenchiemsee am Abend – und zwar so, dass man das Schloss und damit den Bauherren besser versteht. Ein gemeinsames Abendessen mit Lesung und eine nächtliche Fahrt mit dem Sonderschiff zurück nach Prien runden einen inhaltsreichen und bewegten Tag ab.

2013

Mit meinem beruflichen Wechsel zur Infineon Technologies AG Regensburg endete auch meine Kuratoren-Tätigkeit für die Sparkasse Regensburg. Am 17. Oktober 2013 startete meine letzte Ausstellung „Feuer – künstlerische Position zu einem Grundelement“ mit einem sehr hohen Besucherzuspruch bei der Vernissage. Ich bin sehr dankbar, dass dank der Unterstützung vieler helfender Hände 19 (thematische) Ausstellungen möglich waren. Insbesondere danke ich für das große Vertrauen, das mir von der Künstlerschaft über all die Jahre geschenkt wurde.

2015

Mit der wunderbaren Erfahrung in der Zusammenarbeit mit der Staatlichen Bibliothek Regensburg im Rücken, kuratierte ich die Ausstellung „Traumschlösser? Die Bauten Ludwigs II. als Tourismus- und Werbeobjekte“. Zur Ausstellungseröffnung im Mai 2015, auf der zugleich der umfangreiche Begleitband vorgestellt wurde, erschien auch Luitpold Prinz von Bayern. Als Verfechter von Rechten an der Marke „König Ludwig“ war er der am besten geeignete Redner. Übrigens übernahm das Museum Prien im Jahr darauf diese Ausstellung, deren Objekte allesamt aus meiner Sammlung stammten. Am Chiemsee konnte sie wegen des Raumangebotes noch ansprechender und um einige Stücke ergänzt den Besuchern präsentiert werden.

2015

Als 2011 die von mir verfasste Biografie über Ludwig II. im Verlag Friedrich Pustet erschien, freute ich mich wie der sprichwörtliche Schneekönig. So unter uns: Die Freude hält auch dank permanenter positiver Rückmeldungen an. Im Oktober 2015 bekam dieses Buch Zuwachs, und zwar in Form einer Ausgabe in Englisch. Die wunderbare Übersetzerin Margaret Hiley (Twitter: @margarethiley) hatte übrigens als Studentin als Tour Director gejobbt und amerikanische Touristen nach Neuschwanstein begleitet; insofern lag ihr auch der „Kini“ am Herzen. Dem großartigen Verlag Friedrich Pustet mit dem gesamten Team danke ich herzlich, dass ich dank dieser Ergänzung noch mehr Anlass zur Freude habe.

2017

Seit 2014 bin ich im Vorstand der Regensburger Kulturstiftung der REWAG, und seit Mai 2015 deren Vorsitzender. In ehrenamtlicher Weise und mit viel Leidenschaft setzen sich die Mitglieder des Kuratoriums und der Vorstand mit Raphaela Herzog und mir für die Projekte, Themen und Menschen in der Region ein, die Kunst, Kultur und die Gesellschaft bereichern. Den Künstlern und Kulturschaffenden wurde auf der Feier zum 20-Jährigen der Stiftung im November 2017 gedankt. Da passte es gut, dass am selben Abend auch die Künstler geehrt werden konnten, die den aktuellen „Kunstpreis Wandkunst (Mural Art)“ gewannen.

2018

Wenn der Lieblingsverleger fragt, kann man doch nur zustimmen, nicht wahr? Trotz anderer Pläne kam durch die Bitte von Fritz Pustet plötzlich ein Buch über Linderhof und seine zahlreichen Parkbauten zustande. Der Inhalt war schon länger Teil meiner Führungen und Vorträge. Nun konnte bzw. musste ich noch tiefer einsteigen und zugleich die zahlreichen Fundstücke gewichten, um den vorgegebenen Umfang des Buches nicht zu sprengen. Mit „Linderhof. Erbautes und Erträumtes im Gebirge“ erblickte im April 2018 ein Buch das Licht der Welt, über das ich ganz und gar glücklich bin – dank der sehr guten Partnerschaft mit meinem Lieblingsverlag.

2018

Für manche ist er eine (Schauspieler-)Legende, für andere eine „Skandalnudel“. Ich empfand es als große Ehre, Helmut Berger im August 2018 in einem Podiumsgespräch im Schwandorfer Kino nach seinen Erinnerungen an die Dreharbeiten von „Ludwig II.“ (Luchino Visconti) zu befragen. Mein persönlicher Höhepunkt kam beim gemeinsamen Mittagessen: Als ich ihm ein Kino-Aushangfoto von 1972 reichte, das ihn als Ludwig II. im Krönungsornat zeigt, signierte er es nicht nur, sondern ergänzte mit schwarzem Filzstift die Anzahl der Hermelinschwänze im Umhang: „Das sind viel zu wenige!“ Mittlerweile ist das Bild gerahmt.

2020

Ach ja, die Corona-Pandemie und der erste Lockdown. Die Anfrage der „Mittelbayerischen Zeitung“, ob ich mich am Online-Format „#zukunftsmusik“ beteiligen wolle, bejahte ich. Denn mit einer Lesung aus der Ludwig-II.-Biografie „Der andere König“ wollte ich dazu anregen, den stationären Buchhandel zu unterstützen und (wieder) Bücher zu lesen – sehr gerne auch Biografien. Das Video ist weiterhin online: www.youtube.com/watch

2020

Eine der Folgen der Corona-Pandemie ist das Absagen von Präsenz-Vorträgen und dem Format „Sonnenkönig und Schneerahmtörtchen“. So war es 2020 eine Wohltat, als Privat-Führer für die immer wieder erlebnisreiche Parkanlage von Schloss Linderhof gebucht zu werden. Mit kleinem Picknick und dem Besuch eines Überraschungs-Ortes ein überaus runder Tag – geeignet als besonderes Geschenk und auch für „normale“ Zeiten ohne Pandemie.

2021

Die Freude stand Sebastian Eggerbauer, dem Preisträger des „Kunstpreises Pop-Musik“, am 26. August 2021 kräftig ins Gesicht geschrieben. Kein Wunder, nicht immer gewinnt man 5.000 Euro und wird unter knapp 40 Nominierten als bester Musiker bzw. bestes Musikprojekt von einer namhaften Jury aufs Siegertreppchen gehievt. Mit mir als Vorsitzendem der Regensburger Kulturstiftung der REWAG waren Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer und die Vorstände der REWAG, Dr. Torsten Briegel und Bernhard Büllmann, bei der Preisübergabe im Innenhof des Thon-Dittmer-Palais in Regensburg. Das dazugehörige Preiskonzert wird an diesem Ort am 22. Juli 2022 über die Bühne gehen.